Job und Familie

Work-Life-Balance mit Kindern

Adina Schütze (as) · 18.06.2019

Familie Berger (Patric, Paul, Moritz und Marina)

Familie Berger (Patric, Paul, Moritz und Marina)

Familie Berger gelingt die Balance von Job und Privatleben und gibt auch anderen Eltern Tipps.

Dresden ist eine verdammt große Stadt. Mein aktueller Interviewtermin zwingt mich einmal mehr, darüber nachzudenken. Auch darüber, dass wir uns glücklich schätzen können, dass die Linie 3 bis tief in den Süden fährt. Die Tram nimmt Schwung, es geht den Berg rauf, durch viel, viel Grün. Immerhin ist es noch nicht die Endhaltestelle, an der ich aussteige, um der Einladung von Familie Berger zu folgen. Marina Berger fand nämlich, dass es ein paar Themen in Kind+Kegel gebe, die sie vermisse. Grund genug für mich, aus dem weit entfernten Osten der Stadt nach Coschütz aufzubrechen. Denn wenn die Leserin ruft, sind wir zur Stelle.


Es ist Dienstag, 11 Uhr vormittags, als ich bei Bergers klingle. In der Küche wird gerade das Mittagessen beräumt, während Papa Patric Söhnchen Moritz die letzten Löffel Brei anbietet. Dass diese Rituale um die Mittagszeit ganz in Ruhe ablaufen, ist bei Bergers meistens die Regel und hat mit dem Besuch von Kind+Kegel eigentlich nichts zu tun. Die Hotelfachfrau und der selbstständige Vermögensberater schaffen sich ihre Inseln der Ruhe. Eltern- und flexiblen Arbeitszeiten sowie ein Büro in direkter Nachbarschaft sei Dank. Da wird der eigentliche Besuchsgrund, nämlich mit dem Finanzfachmann über Sparpläne und Versicherungen für den Nachwuchs zu sprechen, erst mal zur Nebensache. Denn wie Bergers die Vereinbarkeit von Familie und Beruf managen, ist eine für mich spannende Frage. Während Patric Berger mir erklärt: „Ich bin 24 Stunden am Tag für meine Kunden da.“, bleibt seine Frau völlig gelassen. Sie steht hinter dem Arbeits- und Lebensmodell
ihres Mannes – deswegen hat sie sich ja auch spontan zu seiner PR-Managerin erklärt und bei der Presse angerufen. Sie weiß auch klar um die Vorteile. „Wenn Patric manchmal bis 20 Uhr oder länger beim Kunden sitzt, habe ich Zeit für mich. Ich weiß aber auch, dass ich jederzeit auf ihn zählen und einfach mal zum Sport gehen kann. Er übernimmt spontan, wichtige Termine oder Arztbesuche, wenn die Kinder krank sind. Das ginge mit einem starren Arbeitszeitmodell nicht.“ Wie es mit Urlaub aussieht, möchte ich wissen. Auch da ist der junge Familienvater für Kunden telefonisch erreichbar, wenn es brennt. Die Familie sieht dies nicht als Belastung an. Das freie und selbstbestimmte Arbeiten und sein eigener Chef zu sein, ist Patric die permanente Erreichbarkeit wert. Seit fünf Jahren macht er das. Ohne das Verständnis der Familie ginge das nicht so einfach.


Marina Berger wird nach ihrer Elternzeit wieder im Büro einer großen Hotelkette einsteigen. Allerdings mit geregelten Arbeitszeiten, die die Patchworkfamilie Familie – mit Marinas 8-jährigem Sohn Paul aus erster Beziehung, leben sie das Wechselmodell – dann wieder eintakten muss. „Ich sehe, wie mein Mann seine Berufung gefunden hat. Elf Jahre war er Berater in einem kommunalen Jobcenter. Hier gelangte er an einen Punkt, an dem es nicht mehr weiter ging. Also wagte er den Schritt in die freie Wirtschaft und begann nochmal etwas komplett Neues.“ Nach drei Jahren berufsbegleitender Ausbildung zum Vermögensberater hat er jetzt seine Berufung gefunden. Das ist ein Job mit hoher Verantwortung. Die Kunden breiten ihre Lebenssituation – nicht selten mit Quittungen im Wäschekorb – komplett vor Patric Berger aus. Er prüft die Situation bis ins Detail und erarbeitet individuelle Konzepte.

Die Formel zum Glück ist meistens schon eine ganz einfache, grundlegende Haushaltsplanung. Sein Anliegen: die Lebensläufe seiner Kunden und Partner positiv zu verändern und diese langjährig zu begleiten. Dafür reist er auch bis nach Köln oder München, um Klienten zu beraten. Diese kleinen Ausbrüche aus dem Alltag schätzt Patric, und Marina trägt sie mit. Was die größte Schwierigkeit an seinem Job sei? Die Skepsis
vieler Menschen, alle finanziellen Belange in die Hände einer Person zu geben – und die Angst vor hohen Beraterkosten. „Dabei hat jeder einen Bäcker, eine Werkstatt und einen Arzt des Vertrauens. Warum nicht auch einen fähigen Kopf, der die Finanzen im Blick hat? Zumal meine Dienstleitungen den Einzelnen niemals etwas kosten. Bezahlt wird Berger von Banken und Versicherern.

Was ist seine Vision? „Ich würde gerne meinen Beitrag leisten, die finanzielle Allgemeinbildung zu stärken. Ich erlebe, dass Menschen zunehmend den Überblick über ihre alltäglichen Geld- und Finanzangelegenheiten aus dem Blick verlieren. Alles wird elektronisch abgewickelt.
Da bekommen auch Kinder kein Gefühl mehr für den Umgang mit Geld.“ Die Bergers haben ihre eigenen Finanzen gut im Blick. Die Traumhochzeit auf Schloss Albrechtsberg und die Flitterwochen in Mexiko waren Dank kluger und ausdauernder Sparanlagen drin. Die Großeltern ziehen bei der Vorsorge der Kinder mit kleinen monatlichen Beträgen mit, die in die Kinderinvaliditätsabsicherung, eine Unfallversicherung und langfristige Sparanlagen fließen. „Schon mit 30 Euro im Monat ist eine solide Basis zu schaffen.“

Im Ratgeberteil von Kind+Kegel wird Patric Berger künftig auf wichtige finanzielle Fragen, die Familien betreffen, näher eingehen. Ihr als Leser seid eingeladen, thematische Wünsche zu äußern. Wir freuen uns sehr über diese Kooperation.

Kategorien: Kaleidoskop , Job und Familie

© 2024 Kind + Kegel WORTGEWAND GmbH