Schule und Bildung

Lern-Apps

Kirstin Pohle · 19.02.2024

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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Jede Familie kennt es vermutlich, leidige Diskussionen um das Mediennutzungsverhalten der Kinder. Heutzutage ist es nicht mehr ungewöhnlich, dass Kinder bereits weit vor der Grundschule mit digitalen Inhalten und Medien in Kontakt kommen. Wie können Eltern und PädagogInnen diese Entwicklung gut begleiten? Und wie steht es um Lern-Apps, mit denen Kinder in Schule aber vor allem auch zuhause Unterstützung beim schulischem Lernen finden können? Auf den ersten Blick bieten diese die Möglichkeit Lerninhalte zu wiederholen, zu üben oder zu vertiefen oder sich eigenverantwortlich und interessengeleitet eigene Themen zu erarbeiten. Wie kann man diese Apps gut nutzen?

Diese und andere Fragen habe ich Kristina Richter vom Medienkulturzentrum Dresden e.V. und Romy Schulze vom Projekt Kita Dialogital Leipzig gestellt. Beide befassen sich in ihrer Arbeit intensiv mit Medienbildung. Das Projekt Kita Dialogital wird durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes mitfinanziert. Hauptanliegen ist es, pädagogische Fachkräfte medienpädagogisch zu schulen, um Kindern bereits im Kindergartenalter eine sichere Medienkompetenz vermitteln zu können. Auch das Medienkulturzentrum, gemeinnützig eingetragener Verein und anerkannter Träger der Jugendhilfe, setzt hier an und bietet zahlreiche medienpädagogische Veranstaltungen für alle Altersgruppen.

Streit und Diskussionen vermeiden – das wünschen sich viele Eltern rund ums Thema Medien. So ganz ohne elterliche Kontrolle geht es dabei nicht.

Lern-Apps haben Stärken, aber auch einige Schwächen. Kristina Richter fasst es so zusammen: „LernApps sind heute sehr gut aufbereitet, sie arbeiten kleinteilig und mit einem Belohnungssystem, das auch schon jüngeren Kindern in erster Linie Spaß macht und so die Möglichkeit bietet, auch trockene Inhalte interessant zu gestalten. Man hat sie jederzeit und überall zur Verfügung.“ Auf der anderen Seite ist wichtig zu erwähnen, dass das Lernen mit Apps besonders fehlerorientiert ist, es gibt nur Richtig oder Falsch. Den Fehler als Chance zu nutzen, kann das Medium nicht bieten. So steht oft ausschließlich der Wettbewerb im Fokus, eine App kann also niemals das eigene Problemlösungsverhalten ersetzen, sondern nur unterstützen. „Generell sollte das Digitale das Analoge nur ergänzen und erweitern.“

Eine gute Möglichkeit zur verantwortlichen Nutzung von Apps kann das Verbinden von digitalen Inhalten mit unserer analogen Welt sein. Das macht großen Spaß und bietet Gelegenheit und Anlass für gemeinsame Erlebnisse und Gespräche von Geschwistern, Eltern und ihren Kindern oder KlassenkameradInnen. So wird die Nutzung einer Lern-App zum sozialen Interaktionsraum und man kann vielleicht sogar ein gemeinsames neues Hobby entdecken. „Ja Digitales mit Analogem zu verbinden, das geht sogar sehr gut und macht viel Spaß“, erzählt Frau Schulze vom Projekt Kita Dialogital. „Mit Tonaufnahmen lassen sich bspw. gemeinsame Podcasts oder Hörspiele entwickeln und mit der Kamera kann mit Licht und Perspektive experimentiert oder ein Stopp-Motion-Film gedreht werden. Auch für Leseratten findet man im Internet eine große kreative Buchgemeinschaft, die sich über Bücher austauscht und es gibt Apps, mit denen eigene Bücher erstellt werden können.“

Apps können so eine gute Möglichkeit für alle Kinder sein, mit verschiedenen Interessen teilzuhaben und sich kreativ auszudrücken.

Durch die Nutzung kann, wenn es durch Eltern und PädagogInnen gut begleitet wird, auch die Medienkompetenz als solches geschult werden. Dabei sind Fragen des Datenschutzes und der richtigen Einstellungen in der App und am Endgerät selbst sehr wichtig, um einen „sicheren digitalen Raum“ für Kinder zu schaffen. Doch woran erkennt man, ob eine App seriös ist? Romy Schulze beschreibt es so: „Wichtig zu wissen ist, dass die Entwicklung und Pflege einer App Geld kostet, dies kann über verschiedene Wege erwirtschaftet werden.“ „Wenn etwas kostenlos heruntergeladen werden kann, ist das zumindest erstmal ein Grund skeptisch zu sein,“ gibt Kristina Richter zu bedenken. Dann könnten Werbung oder In-App Käufe Kinder verleiten, die Nutzung ist dann mitunter weniger geeignet für Kinder. „Aber es gibt durchaus auch gute Angebote, die kostenlos zur Verfügung stehen.“ Romy Schulze empfiehlt, stichprobenhaft in die App zu schauen, wie diese gestaltet ist und einen AppCheck über https://appcheck.mobilsicher.de/ durchzuführen. Mit den Ergebnissen kann dann  überlegt werden, ob Berechtigungen über die Geräteinstellungen eingeschränkt werden müssen oder ob die App überhaupt in Frage kommt.

Um familiäre Regeln für die Nutzung bestimmter Apps oder Handy und Tablet im Allgemeinen zu finden, empfehlen beide Expertinnen eine Vereinbarung über einen Mediennutzungsvertrag. Dieser kann mündlich oder schriftlich geschlossen werden. Er ist auch eine gute Möglichkeit Kinder an die Verbindlichkeit von Verträgen heranzuführen. Tipps und Vorlagen dafür findet man unter www.mediennutzungsvertrag.de. Eltern können sich hier auch einfach einen Überblick verschaffen, woran man bei den Regeln denken sollte. Gemeinsame Rituale und bildschirmfreie Zeiten helfen Kindern dabei sich selbst zu regulieren. Ein wichtiger Aspekt ist, dass Eltern auch bereit sind, ihr  eigenes Mediennutzungsverhalten zu hinterfragen.

Am leichtesten geht all das in einem vertrauensvollen Verhältnis, in dem auch Fehler und Grenzen austesten erlaubt sind und gemeinsam neue Lösungen gesucht, gefunden und verhandelt werden. Medien und digitale Inhalte sind aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken, einfache Regeln für Eltern gibt es nicht. Aber es ist wichtig, dass Kinder medienkompetent sind und lernen, wie sie die digitalen Möglichkeiten so nutzen, dass sie ihnen wirklich nutzen und nicht schaden.

Empfehlungen vom Medienkulturzentrum und der Redaktion:

Anton-App
Anton ist eine von der EU geförderte interaktive Lernapp für SchülerInnen der 1.-10. Klasse mit
grundlegenden Übungen zu den jeweiligen Fächern, die sich an den Lehrplänen orientieren. Sie ist
kostenfrei und kann nach Anmeldung der Klasse durch die Lehrkraft auch mit dem Unterricht
kombiniert werden.
www.anton.app

Kikaninchen-App
Eine App, die mit dem Kind wächst und an der das Kind wachsen kann – ohne Werbung oder Inhalte, die Vorschulkindern Angst machen oder sie überfordern. Die KiKANiNCHEN App ist ein Angebot für App-Einsteiger, das sich an dem Entwicklungsstand und den Bedürfnissen der jungen Medienanfänger orientiert. Die textfreie und kinderleichte Steuerung der App ist ideal für Vorschulkinder im Alter ab drei Jahren.
https://www.kika.de/eltern/footernavigation/kika/kikaninchen-app/index.html

Links mit Tipps und Hinweisen für Eltern vom Projekt Kita Dialogital

AppCheck über https://appcheck.mobilsicher.de/

Zur Auswahl kindgerechter Apps hat Klicksafe bspw. Tipps zusammengestellt:
https://www.klicksafe.de/apps

Die Website https://www.medien-kindersicher.de/startseite bietet Eltern für vielgenutzte Apps Tipps und Anleitungen, wie diese kindersicher eingerichtet werden können

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