Ratgeber

Wie finde ich das richtige Instrument für mein Kind?

Maria Grahl (mg) · 04.09.2017

pixabay.com/sarab123

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Kind + Kegel hat mit der Musiklehrerin Silvia Renner gesprochen. Sie unterrichtet Kinder seit 18 Jahren u.a. in musikalischer Früherziehung und kann Eltern Tipps geben, wie sie das richtige Instrument für ihr Kind finden.

 

 

Ein Instrument zu lernen, bringt viele Vorteile mit sich. Verschiedene Studien zeigen, dass das Spielen eines Instruments die Intelligenz und Kreativität fördern kann. Auf der anderen Seite entstehen mit der Anschaffung des Instruments und den Unterrichtgebühren zum Teil auch recht hohe Kosten und natürlich der Zeitaufwand des Übens. Denn ohne Fleiß kein Preis. Aber wie finden Eltern heraus, welches Instrument zu ihren Kindern passt und sie nicht nach ein, zwei Jahren die Flinte – oder die Gitarre - wieder ins Korn werfen?

Kind + Kegel hat mit der Musiklehrerin Silvia Renner gesprochen. Sie unterrichtet Kinder seit 18 Jahren u.a. in musikalischer Früherziehung und kann Eltern Tipps geben, wie sie das richtige Instrument für ihr Kind finden.

Kann jedes Kind ein Instrument lernen?

Im Prinzip ja. Man muss nur darauf achten, dass es das richtige Instrument und der richtige Zeitpunkt ist. Der häufigste Grund, warum Menschen wieder aufhören ein Instrument zu spielen, ist meistens, dass es das falsche war oder dass zum falschen Zeitpunkt begonnen wurde. Nicht jedes Instrument passt zu jedem Typ. Da spielen die Faktoren des Körperbaus eine große Rolle, aber auch des Charakters und die geistigen Fähigkeiten. Ein sehr zartes, kleines Kind wird mit einem Kontrabaß sicherlich nicht glücklich. Und ein sehr energiegeladenes Kind, das schlecht still sitzen kann, ist mit einer Gitarre oder einem Klavier eher schlecht beraten. Eltern sollten außerdem unbedingt darauf achten, sich nicht selbst in ihrem Kind verwirklichen zu wollen. Wer selbst gern Geige gelernt hätte und diesen Traum dann auf das Kind „abwälzt“, hat langfristig mitunter keinen Erfolg und nur Frust auf beiden Seiten.

Woran erkenne ich, welcher Typ mein Kind ist und welches Instrument passen könnte?

Ein sinnvoller Weg, sich für ein Instrument zu entscheiden, ist es, verschiedene Instrumentengruppen auszuprobieren. Viele Musikschulen bieten ein Instrumentenkarussell oder ähnliches an. Wer nicht schon einen klaren Favoriten hat, kann sich dort einmal durchprobieren.
Außerdem gibt es verschiedene Tests, anhand derer man abschätzen kann, was zu dem Kind passen könnte und was nicht. Ist das Kind eher ungeduldig und braucht schnelle Erfolge, ist ein monophones Instrument besser, das eindeutige Töne hervorbringt: also z.B. eine Flöte oder eine Klarinette. Bei etwa einer Geige ist ein gutes musikalisches Gehör von Vorteil, um den richtigen Ton zu treffen. Oft unterschätzt wird auch das Klavier. Es gehört zur Gruppe der mehrklängigen und damit zu einem der schwierigsten Instrumente. Man muss in der Lage sein, zwei Notenschlüssel gleichzeitig zu lesen, die linke Hand spielt etwas komplett anderes als die rechte und wenn dann auch noch die Füße dazu kommen, sind vom Gehirn Höchstleistungen gefragt. Dieses Instrument ist für sehr geduldige und gewissenhafte Menschen geeignet, denen es nicht schwer fällt, für längere Zeit still zu sitzen und die ein ausgezeichnetes mathematisch-logisches Denkvermögen haben.

Welche Eckpunkte zur Orientierung gibt es noch?

Viele Blasinstrumente, wie die Block- und Querflöte, die Klarinette oder auch die Trompete eignen sich in der Regel gut für ungeduldige Kinder, weil man auf ihnen nur Note für Note spielt. Hier muss man aber auch schauen, ob die körperlichen Voraussetzungen erfüllt sind: Hat das Kind überhaupt ausreichend Atemdruck, um das Instrument spielen zu können? Gerade beim Saxophon benötigt man viel Kraft. Es ist auch sinnvoll, bis nach dem Zahnwechsel zu warten. Man sollte auch testen, ob das Kind es überhaupt mag, Dinge in den Mund zu nehmen und ob die Vibration, die einige Blasinstrumente verursachen, stört oder nicht. Zu einem sehr aktiven Kind kann ein Schlagzeug gut passen. Und wer sehr diszipliniert ist und ein ausgezeichnetes musikalisches Gehör hat, kann mit einem Streichinstrument glücklich werden. Auch die klassische Gitarre ist ein sehr beliebtes Instrument, ähnelt vom Schwierigkeitsgrad her aber dem Klavier.

Und wann ist ein gutes Alter, um einzusteigen?

Viele Eltern denken, je früher desto besser. Auf einige Instrumente, wie die Geige, trifft das tatsächlich zu. Bei anderen Instrumenten wird ein Start zwischen acht bis zehn Jahren empfohlen. Eltern sollten aber vor allem auf ihr eigenes Kind achten, da man keine pauschalen Angaben machen kann, die auf jeden zutreffen. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist der Körperbau des Kindes. Es gibt zwar inzwischen sehr kleine Gitarren und sogar Cellos. Aber an vielen Instrumenten mühen sich die Kinder regelrecht ab, weil sie noch zu klein sind. Zum anderen spielt auch die Kognition, also die geistige Reife, eine Rolle. Ist mein Kind bereit, nach der Schule noch zu üben? Hat es selbst den Wunsch, ein bestimmtes Instrument zu erlernen? Wer diese Fragen mit Ja beantworten kann, muss sich nicht unbedingt an andere Empfehlungen halten. Wie bei allem gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Mit wie viel Zeitaufwand muss ich rechnen, und was muss ich sonst beachten?

Vom wöchentlichen Unterricht beim Lehrer abgesehen, sollten täglich 20 bis 45 Minuten eingeplant werden. Am besten übt man immer zur gleichen Zeit. Dann gewöhnen sich die Kinder besser daran und sehen das irgendwann als eine Routine, wie das Zähne putzen. Wichtig ist es, dass die Eltern ihre Kinder immer wieder motivieren und sich nicht anmerken lassen, dass sie selbst vielleicht gerade gar keine Lust haben. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass Eltern nur diese Instrumente mit auswählen sollten, die sie auch selbst ertragen bzw. erhören können. Denn früher oder später merkt das Kind, wenn sein Üben auf dem Instrument die Eltern stört.

Wichtig ist, dass die Eltern möglichst als Vorbild agieren und ihre Kinder gut motivieren. Das Erlenen eines Instrumentes und das Üben sollte nicht als lästige Pflicht angesehen werden, denn das ist es nicht. Von den gelegentlichen „Durchhängern“ mal abgesehen, die normal sind und jeder einmal hat, ist es ja vor allem etwas Schönes zu musizieren. Wer das richtige Instrument für sich gefunden hat, kann sein ganzes Leben lang davon profitieren und Freude in seinen Alltag bringen.

 

 

 

 

 

 

Lesehinweis: „Das richtige Instrument für unser Kind. Der praktische Ratgeber für Eltern und Lehrer.“ von Atarah Ben-Tovim und Douglas Boyd.

Tags: Musik

Kategorien: Kaleidoskop , Ratgeber

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