Stilles Ertrinken oder Trockenes Ertrinken bei Kindern

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Zunächst einmal Entwarnung: Eltern müssen sich keine Sorgen machen, dass ihr Kind durch „zweites“ oder „trockenes“ Ertrinken nach Tagen unerwartet ohne vorhergehende Symptome sterben wird, wenn es zuvor beim Spielen mit oder im Wasser kleine Mengen Flüssigkeit geschluckt hat.
In der Badewanne oder im Schwimmbad schlucken Kinder oft ein wenig Wasser, manchmal verschlucken sie sich daran, dann gerät etwas Wasser in die Lunge, das Kind verspürt dann einen Hustenreiz und befördert so die Flüssigkeit wieder aus dem Körper. Gefährlich ist das nicht, sondern ein natürlicher Schutzmechanismus des Körpers – kein Grund zur Sorge also. Erst wenn der Husten schwerer und langanhaltend ist, wenn schnelle und mühsame Atmung und Erbrechen dazukommen, sollten die Eltern den Kinder- und Jugendarzt oder die -ärztin aufsuchen.
Und was ist dann das „trockene Ertrinken“?
Mit diesem Begriff wird ein Phänomen bezeichnet, bei dem Menschen angeblich ertrunken sein sollen, ohne dass Wasser in der Lunge gefunden wurde. Beim Einatmen von Wasser, heißt es manchmal in sozialen Medien, könne es zu einem Stimmritzenkrampf, also einer Verkrampfung der Stimmbänder im Kehlkopf kommen. Wenn sich dieser Krampf nicht auflöse, bestehe Lebensgefahr. In Wirklichkeit ist der Stimmritzenkrampf jedoch einfach ein Reflex, der verhindert, dass wir Wasser einatmen, also auch ein Schutz wie das Abhusten von Wasser.
Also alles nur unnötige Panik? Keineswegs.
Ertrinken ist tatsächlich die häufigste Todesursache bei Kindern zwischen einem und vier Jahren. In der Regel geschieht dies, weil die Kinder unbeaufsichtigt sind. Oft genügt ein winziger Moment der Unachtsamkeit, dass Kinder ertrinken – nicht selten im knöcheltiefen Wasser. Größere Mengen Wasser können dann beispielsweise eine Lungenentzündung, ein Lungenödem und unter Umständen ein Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) verursachen – auch noch Stunden nach der Rettung aus dem Wasser. Dies nennen Mediziner dann tatsächlich das zweite Ertrinken.
Eine Armlänge
Eltern und andere Aufsichtspersonen müssen sich also klar machen, dass sie Kinder nicht einmal für einen kurzen Augenblick unbeaufsichtigt im oder am Wasser spielen oder plantschen lassen dürfen. Ganz praktisch heißt das: das heimische Badezimmer nicht einmal für eine Minute verlassen, solange das Kind in der Wanne sitzt, sich im Schwimmbad oder am Badesee nie weiter als eine Armlänge vom Kind entfernen. Keine Ablenkung durch Handys oder Gespräche mit anderen Badegästen. Schwimmflügel und andere Hilfen bieten keinen Schutz vor Ertrinken.
Oft habe ich im Schwimmbad Eltern gesehen, die seelenruhig auf ihrer Picknickdecke saßen, während ihre Kinder in Richtung Schwimmbecken liefen. Vielleicht dachten sie, dass die älteren Geschwister schon aufpassen würden. Oder dass der nette Bademeister oder die Bademeisterin schon ein Auge auf den Nachwuchs haben würde. So ist es aber nicht. Das Personal der Bäder ist für den reibungslosen und friedlichen Ablauf in einem Schwimmbad zuständig, für die Gewährleistung der Wasserqualität und Sauberkeit des Bades. Natürlich auch für die Sicherheit und für Rettungseinsätze, aber soweit sollten es Eltern am besten gar nicht kommen lassen.
Was tun, wenn es dennoch zu einem Notfall gekommen ist?
Erste Hilfe bei Ertrinken
Kind unverzüglich aus dem Wasser holen.
Notarzt (112) rufen. Idealerweise von einer zweiten Person.
Ist das Kind bewusstlos und kann keine Atmung festgestellt werden: sofort Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten.
Zuführen von Luft in die Lunge durch Mund-zu-Mund-Beatmung. Die Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen bei allen Kindern mit fünf Beatmungen. Dabei die Nase des Kindes zuhalten. Wenn nach den fünf Beatmungen keine Lebenszeichen vorhanden sind, sollte mit der Herzdruckmassage begonnen werden.
Wichtig: Eltern oder Erwachsene können bei Wiederbelebungsmaßnahmen nichts falsch machen – außer eben nicht zu tun.
Zuguterletzt:
Eltern sollten einen Kindernotfallkurs absolviert haben, um die wichtigsten Wiederbelebungsmaßnahmen zu erlernen.
Und Kinder sollten so früh wie möglich Schwimmen lernen!!! Leider sind die Wartelisten für Schwimmkurse oft sehr lang. Daher möglichst früh anmelden.
Dr. med. Melanie Ahaus
Tags: kinder im wasser , stilles ertrinken , trockenes ertrinken , Vorsicht beim Baden
Dr. med. Melanie Ahaus · 03.07.2025
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