Ratgeber

Nachgefragt bei: Imker ALEXANDER SCHLOTTER

Kathrin Gennies (kg) · 04.09.2017

Warum sind Bienen so wichtig für uns und unser Ökosystem, warum ist Honig so gesund und was kann man zum Schutz der Biene beitragen? Imker Alexander Schlotter steht Kind+Kegel Rede und Antwort.

Warum sind Bienen so wichtig für uns?

Bienen sind in allererster Linie wichtig für die Bestäubung. 80 Prozent unserer Nutz- und Wildpflanzen sind darauf angewiesen. Jeder dritte Bissen unserer Nahrung ist abhängig davon. Wild- und Honigbienen sichern also entscheidend unsere Ernährung und die Artenvielfalt. Sie zählen damit zu den wichtigsten Nutztieren. Honig und andere Bienenprodukte kommen eigentlich erst an zweiter Stelle.

Was passiert, wenn durch Umwelt- und andere Einflüsse die Bienen gefährdet werden und was können wir konkret dagegen tun?

Der Lebensraum der Bienen wird z.B. durch Umweltgifte, insbesondere aus der konventionellen Landwirtschaft, oder mangelndes Nahrungsangebot durch Monokulturen auf unseren Feldern gefährdet. In Sachsen sind ca. 60 Prozent der Wildbienen vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden. Ein Verschwinden der Bienen hätte gravierende Auswirkungen auf unsere Ernährungssicherheit. Wichtig ist eine Veränderung in der Landwirtschaft: weniger Pestizideinsatz, weniger Monokultur. Darauf haben wir als Verbraucher bei der Auswahl unserer Lebensmittel konkreten Einfluss. Auch in den Städten kann durch bienenfreundliche Pflanzen im privaten und öffentlichen Bereich viel für die Bienen getan werden. Der Imker wiederum steht in der Verantwortung, durch die Berücksichtigung der natürlichen Bedürfnisse der Bienen deren Widerstandsfähigkeit zu stärken, wie es z.B. in unserer Demeter-Imkerei der Fall ist.

Warum ist es für Pollen-Allergiker gut, vor allem Honig aus regionaler Produktion zu verzehren?

Honig aus der Region ist zur Desensibilisierung für Allergiker geeignet, da er genau die Pollen enthält, auf die der jeweilige Mensch evtl. allergisch reagiert. Fremde Pollen sind für diese Anwendung bedeutungslos. Honig aus der eigenen Umgebung zu essen, kann also ein wirksames Mittel gegen Heuschnupfen sein.

Ist die tägliche Arbeit mit Bienen gefährlich?

Nein. Lediglich für Menschen mit einer Bienengiftallergie besteht eine ernsthafte Gesundheitsgefahr. Ansonsten gewöhnt sich der Körper eines Imkers an die gelegentlichen Bienenstiche. Wenn man bei der Arbeit am Bienenstock sensibel vorgeht, verringert sich außerdem die Gefahr, gestochen zu werden. Zudem kann der Imker entsprechende Schutzkleidung tragen.

Kann ich einfach meinen eigenen Honig produzieren? Welche Voraussetzungen brauche ich?

Der Umgang mit Honigbienen erfordert viel Wissen, das man sich im Vorfeld in einem Imkerkurs aneignen sollte. Auch
einen erfahrenen Imker bei der Arbeit zu begleiten ist sinnvoll. Wer Bienen halten will, muss seine Bienenvölker außerdem bei der Tierseuchenkasse und dem Veterinäramt anmelden. Das ist im Fall einer Bienenkrankheit sehr wichtig, damit alle Völker gefunden und behandelt werden können.

Wo können Kinder einen Einblick in den Beruf des Imkers erhalten?

In den Sommerferien veranstalten wir in Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Biene sucht Blüte” und dem Hygiene-Museum Bienenworkshops für Kinder. Auf Anfrage bieten wir auch Führungen und Workshops für Kleine und Große an unseren Bienenstandorten an.

Ist Honig wirklich so gesund? Und was macht einen guten Honig aus und wo kann man ihn kaufen?

Honig besteht hauptsächlich aus natürlichem, im Nektar enthaltenem Trauben- und Fruchtzucker. Dazu kommen Wasser sowie wertvolle Proteine, Enzyme, Aminosäuren, Mineralstoffe und Vitamine. Honig enthält die Vitamine, die der menschliche Körper zum Verdauen des Zuckers benötigt. Isst man dagegen normalen Zucker, werden dem Körper die zur Verdauung nötigen Vitamine entzogen. Und während Zucker Heißhunger hervorruft, ist die Lust auf Süßes mit Honig schnell gestillt. Studien haben gezeigt, dass sich Honig positiv auf unsere Verdauung und das Immunsystem auswirkt. Die Qualität des Honigs hängt eng mitmder Art der Bienenhaltung und der Verarbeitung zusammen. Nach Demeterrichtlinien darf Honig beispielsweise bei der Verarbeitung nicht erwärmt werden und wird sofort ins Verkaufsglas abgefüllt. Am besten kauft man ihn direkt beim Imker oder im Bioladen und achtet auf Regionalität und wesensgemäße Bienenhaltung.

Tags: Natur , Umwelt

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