Ratgeber

Konflikte mit tragischem Ausgang

Rechtsanwältin Isabel Fernández de Castillejo · 07.03.2024

Isabel Fernández de Castillejo

Isabel Fernández de Castillejo

Zu Beginn des Jahres hat ein Fall immer wieder Schlagzeilen gemacht: die Entführung der beiden jüngsten Kinder von Großunternehmerin Christina Block. Ein Streit um das Aufenthaltsbestimmungsrecht (ABR) für die beiden Kinder war eskaliert und dürfte für alle Beteiligten traumatische Folgen haben. Doch was hat es mit dem ABR auf sich und wie hätte man einem so tragischen Ausgang des Konflikts vorbeugen können?

Das Aufenthaltsbestimmungsrecht

Wer das Sorgerecht für ein Kind innehat, verfügt in der Regel auch über das ABR und darf folglich über den Aufenthaltsort des Kindes entscheiden. In der Regel haben beide Elternteile das Sorgerecht und damit auch das ABR inne und können daher nur gemeinsam über den Aufenthaltsort des Kindes entscheiden. In einigen Fällen wird das ABR allerdings einem Elternteil allein durch das Familiengericht zugesprochen. So war es auch bei der Familie Block: im September 2021 hatte ein Familiengericht dem Kindesvater nach Gewaltvorwürfen gegenüber der Kindesmutter vorläufig das alleinige ABR übertragen. Es folgten diverse weitere familienund strafrechtliche Verfahren im In- und Ausland.

Kindesentziehung und Kindesentführung

Führt jemand eine räumliche und nicht nur vorübergehende Trennung eines Elternteils von dessen Kind herbei, dann ist zunächst von Kindesentziehung die Rede. Verbringt hierfür ein Elternteil das gemeinsame Kind ohne Zustimmung des sorgeberechtigten anderen Elternteils ins Ausland oder bringt es nach einem Auslandsaufenthalt nicht wie vereinbart zurück, liegt eine Kindesentführung vor. Beide Formen der Kindesentziehung sind gemäß § 235 Abs. 1 und 2 StGB strafbar. Häufig kommt es zur Androhung einer Kindesentführung, wenn beide Elternteile verschiedener Staatsbürgerschaft sind und ein Elternteil das Kind dem Zugriff des anderen Sorgeberechtigten entziehen möchte. Das Kind wird hierbei oft als Druckmittel benutzt, um bestimmte persönliche Ziele durchzusetzen. In den meisten Fällen nutzt ein Elternteil die ihm zustehende Umgangszeit aus, um das Kind dem anderen Elternteil zu entziehen und an einen diesem unbekannten Ort zu verbringen. Wurde ein Kind ins Ausland verbracht, so ist in den meisten Ländern ein Rückführungsverfahren nach dem Haager Kindesentführungsübereinkommen (HKÜ) möglich. Ein solches oft langwieriges Verfahren bedeutet allerdings – wie die meisten familienrechtlichen Prozesse, in welche Kinder involviert sind – eine enorme psychische Belastung für die betroffenen Kinder, die viele Befragungen über sich ergehen lassen müssen.

Familienrechtsmediationen

Um Kindern traumatische Erlebnisse in Familienkonflikten zu ersparen, können Eltern nach einer Trennung oder Scheidung im Rahmen einer Mediation eine gemeinsame und einvernehmliche Lösung finden. Mediationen bieten häufig einen deutlich schnelleren, kostengünstigeren und nachhaltigeren Weg zur Konfliktbeilegung als Gerichtsverfahren. Als neutrale Dritte unterstützen MediatorInnen die Eltern dabei, konstruktiv mit Konflikten umzugehen und den Fokus auf das Wohl der gemeinsamen Kinder zu lenken.

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Isabel Fernández de Castillejo
Rechtsanwältin, Anwältin des Kindes, Mediatorin, CP-Anwältin, lösungsorientierte Sachverständige & Josephine Götze Studentin der Rechtswissenschaft

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