Ratgeber

Kleiner Pieks - große Wirkung

Kathrin Gennies (kg) · 09.04.2019

weyo - Fotolia

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Kaum ein medizinisches Thema ist in der öffentlichen Debatte so emotional aufgeladen wie, die Diskussion um verantwortbare Entscheidungen zum individuellen Impfschutz und dem der eigenen Kinder. Immer wieder werden Stimmen laut, die gravierende Folgeschäden fürchten, Internetforen quellen über vor hitzigen Diskussionen und oft wissenschaftlich nicht belegbaren Thesen. Dabei ist das Risiko eines „Impfschadens“ verschwindend gering, vergleicht man es mit den Folgen einer Erkrankung.

In Deutschland ist die Elimination von Masern seit vielen Jahren erklärtes Ziel des Bundes und der Länder. Auch Sachsen beteiligt sich am Nationalen Aktionsplan 2015 bis 2020 zur Elimination der Masern und Röteln in Deutschland. Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind Masern keine harmlose Kinderkrankheit. Etwa die Hälfte der gemeldeten Masernfälle betreffen heute auch Jugendliche und junge Erwachsene. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt daher allen Kleinkindern zwei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln, um Komplikationen wie Mittelohr-, Lungen oder Gehirnentzündungen, die mit einer Erkrankung einhergehen können, entgegen zu wirken. Die erste Impfung sollte ab einem Alter von 13 Monaten, die zweite um den 4. Geburtstag erfolgen. Älteren Kindern und Jugendlichen mit unvollständigem Impfschutz wird empfohlen, fehlende Impfungen möglichst bald nachholen. Darüber hinaus sollte jeder Erwachsene überprüfen, ob er über einen ausreichenden Immunschutz verfügt und sich ggf. impfen lassen, um Masernausbrüche in der Bevölkerung zu  verhindern, die Herdenimmunität zu stärken und so Personen zu schützen, die selbst nicht aktiv geimpft werden können.

FÜNF FRAGEN AN Barbara Klepsch


Foto von: Christian Hüller

Wie ist denn die aktuelle Situation der Masern in Sachsen?

Leider wurden im Jahr 2019 bereits elf Masernerkrankungen in Sachsen registriert – das ist jetzt schon mehr als im ganzen letzten Jahr. Auffallend ist, dass in diesem Jahr bisher hauptsächlich Erwachsene erkrankten. Fast alle mussten zudem im Krankenhaus behandelt werden. Da sieht man einmal mehr, wie wichtig es ist, auch als Erwachsener seinen
Impfstatus im Blick zu behalten – und dass nicht nur mit Hinblick auf den eigenen Schutz! Ist man geimpft, schützt man gleichzeitig auch die, die (noch) nicht geimpft werden können
wie beispielsweise Säuglinge. In den letzten Jahren ist es leider auch in Sachsen vorgekommen, dass sich Babys bei Ungeimpften mit Masern angesteckt haben. Das ist besonders
tragisch, denn gerade die Allerkleinsten leiden auch häufiger an Komplikationen. Nur durch allgemein hohe Impfraten können wir Masern eliminieren.

Wie wichtig ist Ihnen Ihr eigener Impfstatus?

Impfen war mir schon immer ein besonderes Anliegen. Ich wurde als Kind geimpft und lasse mich selbstverständlich auch jetzt regelmäßig impfen, auch gegen Influenza. Für mich steht
dabei nicht nur mein eigener Schutz im Vordergrund, sondern auch die Berücksichtigung anderer, denn als Ministerin hat man zu vielen Menschen Kontakt.  Nicht-Impfen ein gesellschaftliches Phänomen oder gar ein Lifestyle-Problem? Der Einfluss von Impfgegnern und -skeptikern scheint gerade in den sozialen Netzwerken zuzunehmen. Es ist gut, dass viele Menschen heutzutage bewusster leben und sich viel mehr informieren (können). Allerdings ist es nicht immer leicht, die wissenschaftlich fundierten Hinweise zu erkennen. Die Flut teilweise irreführender Informationen im Internet lässt leider auch die Kritik am Impfen wachsen. Dazu kommt: im Alltag sind die erschreckenden Krankheitsbilder verschwunden.
Das ist ein Erfolg des Impfens. Allerdings hat sich dadurch die Risikowahrnehmung der Menschen geändert. Viele sind sich der Gefahren der Krankheiten nicht mehr bewusst. Dabei sind Impflücken sehr riskant, wie man an den aktuellen Masernausbrüchen in ganz Europa sieht.

Wie stehen Sie zur möglichen Einführung einer Impfpflicht?

Ich stehe einer Impfpflicht generell sehr offen gegenüber. Aber ich weiß, dass diese nach den aktuellen Gesetzen nicht umsetzbar ist.

Besteht denn eine Möglichkeit, dass Eltern an die Impfungen ihrer Kinder erinnert werden?

Ein Erinnerungssystem bietet beispielsweise der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte an. Unter www.kinderaerzte-im-netz.de/impfen/vorsorge-und-impferinnerung/ können Eltern das Geburtsdatum ihres Kindes und ihre E-Mail-Adresse hinterlegen. Steht dann eine Vorsorgeuntersuchung oder eine Impfung an, wird man rechtzeitig erinnert.

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