Ratgeber

Kinder und Mediennutzung

Pia Schrell · 27.04.2018

Foto: Pia Schrell

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Ene, mene meck, das Tablet ist gleich weg! Oder doch nicht?

Es ist doch zum Verrücktwerden: Alles, was verboten wird, ist für Kinder besonders reizvoll. Egal, ob es ums Fernsehen, Bonbons und Schokolade oder Fast Food geht: Alles, was die Kids nicht dürfen, wollen sie umso mehr. Das ist auch beim Nutzen des Internets so. Doch wie viel Internet und Onlinemedien sind gut für Kinder, ab wann ist es überhaupt sinnvoll und worauf sollten Eltern unbedingt achten? Kind + Kegel hat die Antworten.



Laras Mama möchte nicht, dass Lara fernsieht oder am Tablet spielt. Ab und zu darf sie mit Papa etwas Fußball schauen, ansonsten liest die Familie viele Bücher und verbringt weitestgehend ohne Handy, Tablet und Co. den Alltag. „Das kommt alles noch früh genug auf uns zu“, sagt Anne und meint damit den Beginn der Schule. Doch ihre Tochter Lara sieht das anscheinend etwas anders, denn inzwischen fragt sie immer öfter nach Elsa, der Eiskönigin, oder dem lustigen Spiel auf dem Kindercomputer, das ihre Freundin Marlene immer spielen darf, wenn sie nach der Kita verabredet sind. „Da frage ich mich manchmal schon, ob ich etwas zu streng bin.“

Verstehen ist besser als verbieten

Kinder sind ganz unterschiedlich und brauchen nicht immer alle das gleiche zur gleichen Zeit. Oft beginnen sie sich von ganz alleine für Sachen zu interessieren und dann ist es ideal, wenn Eltern auf Neugierde und Wissensdurst eingehen.

„Verstehen und vertrauen ist in der Regel besser als verbieten“, sagt Dr. Iren Schulz. Sie ist Medienpädagogin und Coach für die Bundesinitiative „Schau hin! was dein Kind mit Medien macht“. Aus ihrer Sicht ist es wichtig, dass Kinder einen gesunden Umgang mit Onlinemedien lernen. Denn in unserer Welt sind Apps, W-LAN, Youtube, Social-Media und Google nicht mehr wegzudenken. Außerdem zeigt die Erfahrung immer wieder: „Das, was Kinder wollen und nicht bekommen, holen sie sich irgendwann woanders!“


Dr. Iren Schulz, Quelle: Delf Zeh

Das kann auch Steffen bestätigen. Er ist selbst Vater von einem Sohn im Vorschulalter und gemeinsam nutzen sie kindgerechte Apps und Seiten wie Kikaninchen.de oder fragFINN.de, die Suchmaschine für Kinder. „Ich bin aber immer dabei, wenn er online ist.“ Wieso sein Sohn das darf? „Es gehört mittlerweile zu unserem Leben dazu und ich finde es wichtig, dass er an den Umgang herangeführt wird.“ Als Steffen selbst noch ein Kind war, gab es noch keine digitale Welt, nur einen Fernseher im Wohnzimmer mit den ersten drei Programmen. Doch bereits damals bestätigte sich, was Experten Eltern immer wieder sagen: „Ich durfte zuhause nur langweilige Sachen gucken. Ich habe meiner Mutter dann immer gesagt, dass ich beim Nachbarn bin und wir für die Schule lernen, dabei habe ich dort Alf und Night Rider geguckt.“

Basis für gesundes Onlineverhalten wird in Kindheit gelegt

Aus Expertensicht gehören Onlinemedien zu unserem Leben inzwischen dazu. Sie sollten allerdings dem Alter der Nutzer entsprechen. Mit Beginn des Vorschulalters können sie dosiert eingesetzt werden und sind oft eine tolle Bereicherung für Lernspaß und Co. „In jungen Jahren werden die Grundlagen dafür gelegt, dass Kinder auch als Teenager das Internet und andere Onlinemedien gesund nutzen“, sagt Dr. Schulz. Doch besonders bei kleinen Kindern sollten ein paar Regeln beachtet werden. So sollten beispielsweise Kinder unter drei Jahren nie alleine am Smartphone, Tablet oder Laptop gelassen werden. „Je jünger die Kinder sind, desto geregelter und begleiteter sollte der Umgang und die Bildschirmzeit sein.“

Als ungefähre Empfehlung raten Experten, dass Kinder bis fünf Jahre etwa 30 Minuten pro Tag am Bildschirm verbringen dürfen. Werden die Kleinen größer, kann auch die Zeit mit Smartphone, Tablet und Laptop erhöht werden. „Für Kinder von sechs bis neun Jahre ist eine Bildschirmzeit von 60 Minuten in Ordnung“, sagt Dr. Schulz.

Regeln für die ganze Familie

Damit in der Familie die Regeln zur Onlinenutzung eingehalten werden, ist es wichtig, dass sich auch Mama und Papa an die Abmachungen halten. Studien zeigen, dass Kinder es ansonsten als ungerecht empfingen. Die logische Konsequenz? Na klar: Streit. Doch wie können solche Regeln aussehen?

Tipp 1: Mediennutzung regeln: Auf der Seite https://www.mediennutzungsvertrag.de/ gibt es einen Mediennutzungsvertrag, der von der ganzen Familie unterzeichnet werden kann und Onlinezeit klar regelt.

Tipp 2: Medienfreie Zeiten gestalten: Familien brauchen heute Auszeiten, in denen Smartphone & Co. tabu sind. Ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern ist eine wichtige Entwicklungsbasis für die Kinder.

Außerdem sollten Eltern unbedingt auf dem Laptop oder Tablet ein eigenes Nutzerprofil für ihr Kind anlegen, in dem bestimmte Einstellungen getroffen und unangemessene Seiten oder App-Käufe gesperrt werden können. Und: „Kinder müssen wissen, dass sie mit ihren Eltern über alles sprechen können und wenn mal Probleme im Netz auftauchen, einen vertrauensvollen Ansprechpartner haben. Das ist besser als jede Spy-App auf dem Smartphone des Nachwuchses“, sagt Dr. Schulz.

 

Tags: Internet und Kinder , Internet und Kinder Sicherheit , Wie viel Smartphone? , Wie viel Tablet?

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