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Alkohol für Jugendliche: begleiten oder verbieten?

Redaktion · 30.01.2020

Quelle: ELLEN Fotografie https://www.ellen-fotografie.de/

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Mein Kind trinkt Alkohol und die Frage: Wie verhalte ich mich richtig?

Erst sind sie noch klein und brauchen ganz viel Liebe und Nähe von Mama und Papa. Doch dann – schwupps – sind die Kids plötzlich groß und die Pubertät steht im Kinderzimmer. Pickel, Liebeskummer, das Streben nach Autonomie und die Frage „Wer bin ich eigentlich?“ gehören dazu - genau wie erste Partys und das Trinken von Alkohol. Doch wie verhalte ich mich richtig? Soll ich Alkohol verbieten oder besser begleiten? Und was, wenn mein Kind zu viel getrunken hat?

Laut Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) trinken Jugendliche in Deutschland das erste Mal mit durchschnittlich 15 Jahren Alkohol. „Natürlich gibt es auch Ausreißer nach oben und nach unten“, sagt Sirko Schamel, leitender Referent der Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen (FuKSS).

Wann es anfängt

Wie früh tatsächlich mit dem Alkoholkonsum begonnen wird, liegt laut Experten an verschiedenen Faktoren. Einer kann die Peergroup sein. Was hier passiert, ist das, was die Psychologie Gruppendruck nennt: „Das lässt sich allerdings nicht nur beim Thema Alkohol beobachten, sondern gilt auch für das Rauchen von Zigaretten oder Kaffeekonsum“, sagt Schamel. „Obwohl auch Kaffee oder Zigaretten zu Beginn oft erst gar nicht schmecken, ist der soziale Gewinn, der daraus resultiert, größer.“ Je nach dem, wo man sich bewege, könne somit das Alter des Einstiegs mitbestimmt werden.

Rolle der Freunde

Wenn die Peergroup abhängt, Alkohol dabei eine Rolle spielt, fällt man auf, wenn man es nicht möchte. „Es ist aber auch nicht so, dass die Freunde alles bestimmen und Eltern in der Pubertät ihren kompletten Einfluss verlieren!“, sagt Schamel. Nach Angaben der BZgA heißt es bei der Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit“: „Wichtig ist, dass Ihnen klar ist: Ihr Kind betrachtet Sie auch in puncto Alkohol als Vorbild – selbst in einem Alter, in dem der elterliche Einfluss geringer wird.

Eigene Vorbildfunktion

Vor allem müsse man sein eigenes Konsumverhalten vor den Kindern überdenken, „ansonsten ist es natürlich nicht glaubhaft.“ Sich und seine Kinder aber von Vorherein auf einen Null-Konsum zu orientieren, sieht Schamel kritisch. „Ich denke, das entspricht nicht der Realität. Besser sei, dass Eltern mit ihren Kindern zu diesem Thema im Gespräch blieben.

Erziehung mit Maß

„Eltern sollten weder dramatisieren noch zu nachlässig sein,“ sagt Schamel. Das eigene Kind mit Horrorszenarien davor bewahren zu wollen, würde nicht funktionieren. „Man muss offen an die Sache herangehen und ehrlich sein.“ Dazu gehörte eben auch, die Vorteile und nicht nur die Nachteile zu beleuchten. Schließlich würden Jugendliche selbst schnell bemerken, dass Alkohol wie eine Art soziales Schmiermittel funktioniere und einiges leichter und erfolgreicher machen könne. Vielleicht sollten sich Eltern an der einen oder anderen Stelle an ihre eigene Jugend erinnern und überlegen, was Priorität hatte. „Wenn man sich das Gehirn junger Menschen anguckt, steht der Lustgewinn im Vordergrund, ohne an die Konsequenzen zu denken.“ Dies passiere nicht aus böser Absicht heraus. „Es ist wichtig, dass man eigene Erfahrungen machen darf. Dabei kann dann auch mal etwas schiefgehen, so lange es in einem bestimmten Rahmen bleibt.“

 

Tipps für Eltern

  • Alkoholmenge auf eigener Party: Partys bis 16 Jahre sollten alkoholfrei stattfinden. Ab 16 Jahren sollten Eltern darauf achten und vereinbaren, dass keine Trinkspiele gespielt werden. Legt gemeinsam eine Menge für Alkoholika fest!
  • Risiko minimieren: Holt euer Kind ab, wenn getrunken hat. Ihr seid sauer, weil mehr getrunken wurde als vereinbart? Klärt es in einer ruhigen Minute am nächsten Tag. Am gleichen Abend zu diskutieren bringt nichts und verschärft den Konflikt möglicherweise.
  • Aufeinander aufpassen: Besprecht mit eurem Kind, dass die Freunde untereinander aufeinander aufpassen und sich helfen.
  • Ist euer Kind betrunken? Haltet den Jugendlichen nachts unter Beobachtung und achtet auf die Atmung.

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