Kaleidoskop

Nachgefragt: Mechthild Fliegel

gw · 29.11.2019

Mechthild Fliegel, Referentin Freiwilligendienst aller Generationen (FdaG)

Mechthild Fliegel, Referentin Freiwilligendienst aller Generationen (FdaG)

Gerade in der Elternzeit überlegen viele Mütter und Väter, ob ihre bisherige Arbeit noch zu Ihnen und Ihrer Lebenssituation passt. Ein Freiwilligendienst kann Möglichkeiten eröffnen, sich in neuen Berufsfeldern auszuprobieren. Das gilt nicht nur für junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) sondern für Menschen jeden Alters - im Freiwilligendienst aller Generationen (FdaG).

Du bist entscheidend! - Wie Freiwilligendienste bereichern können

Die Paritätischen Freiwilligendienste Sachsen gGmbH bietet Interessierten die Mitarbeit in zahlreichen sozialen, kulturellen und ökologischen Einrichtungen an. Sie ist mit über 550 lokalen und internationalen Projekten der größte Anbieter von Freiwilligendiensten in Sachsen. Kind & Kegel sprach mit Mechthild Fliegel, Referentin des FdaGs am Standort Dresden, über Rahmenbedingungen und Chancen eines freiwilligen Engagements im FdaG.

Ich muss zugeben, dass ich das erste Mal etwas vom FdaG gehört habe. Was genau kann ich mir darunter vorstellen?

Jeder, der Zeit und Lust hat, neue Erfahrungen zu sammeln und dabei noch etwas Sinnvolles zu tun, kann sich im Rahmen eines FdaGs engagieren. Das Schöne ist, dass man unkompliziert neue Berufsfelder kennenlernen kann, Gleichgesinnte findet und immer eine Ansprechpartnerin für seine Fragen hat.

Was bedeutet denn „aller Generationen“? Heißt das, dass ich mich bis ins hohe Alter bewerben kann?

Ja. Der FdaG hat sich auf die Fahnen geschrieben, dass alle erwachsenen Menschen bis ins Rentenalter unabhängig vom Sozialstatus, Schul-, Ausbildungs- oder Studienabschlüssen teilnehmen können. Auch Erwerbslose, erwerbsgeminderte Menschen, Mütter und Väter in Elternzeit, Menschen im Altersruhestand, Studierende oder Menschen mit Migrationshintergrund sollen sich ausdrücklich angesprochen fühlen.

Besonders empfehlenswert ist ein FdaG für Menschen, die sich beruflich umorientieren oder zusätzliche Erfahrungen sammeln möchten. Wichtig ist nur: beim FdaG handelt es sich nicht um ein Beschäftigungsverhältnis im engeren Sinne. D.h., die Bewerber müssen anderweitig sozialversichert sein. Unfall- und Haftpflichtversicherung werden durch die jeweilige Einsatzstelle gewährleistet.

Welchen Stundenumfang müssen die Freiwilligen leisten können?

Der große Vorzug dieses Freiwilligendienstes ist seine zeitliche Flexibilität. Normalerweise kann man zu jedem Monatsanfang einsteigen und sich 10, 14.5 oder 20 Stunden pro Woche engagieren. Man spricht individuell mit der Einsatzstelle ab, welchen Stundenumfang man leisten kann und will. Ein FdaG dauert mindestens sechs und maximal 24 Monate.

Wie findet man einen passenden Einsatzort für seinen Freiwilligendienst?

Die Vermittlung des Einsatzortes erfolgt unkompliziert. Interessierte können sich online bewerben oder einfach bei uns anrufen. Dann laden wir zu einem Orientierungsgespräch ein, in dem wir weitere Informationen geben und mögliche Einsatzstellen vorstellen. Das kann, je nach Interesse des Bewerbers, ein Kindergarten, ein Altenheim, eine Horteinrichtung, ein sozialer Möbeldienst, Kulturverein, Ökohof o.ä. sein.

Im Anschluss wird ein Termin für ein Vorstellungsgespräch in der Wunscheinrichtung vereinbart. Zu guter Letzt, wenn es von beiden Seiten passt, kommt es zum Vertrag und der Freiwilligendienst kann beginnen. Manchmal dauert das Ganze nur etwa zwei Wochen.

Gibt es besondere Voraussetzungen, die Interessierte am FdaG mitbringen sollten?

Nein, lediglich das Interesse an dem Einsatzgebiet sollte vorhanden sein sowie Verlässlichkeit und grundlegende Deutschkenntnisse. Falls Sie in einer Kindereinrichtung arbeiten möchten, ist ein erweitertes Führungszeugnis erforderlich.

Was kann mir so ein Freiwilligendienst bringen?

Der Freiwilligendienst kann ganz unterschiedlichen Zielen dienen, je nachdem in welcher Lebenssituation man sich gerade befindet. Beispielsweise können Mütter und Väter in Elternzeit ohne Druck den beruflichen Wiedereinstieg oder Neubeginn wagen und schauen, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bekommen können. Für Menschen, die arbeitslos sind, kann es eine Chance sein, wieder einer sinnvollen Aufgabe nachzugehen oder sich beruflich neu zu orientieren.

Man erhält in jedem Fall die Möglichkeit sich auszuprobieren, kann eigene Stärken und Potentiale kennenlernen, ausbauen und Wertschätzung erfahren. Die Freiwilligen erhalten eine monatliche Aufwandsentschädigung von bis zu 150,- €, die i.d.R. anrechnungs- und steuerfrei sind. Zudem bekommt man ein Arbeitszeugnis und die Möglichkeit, an einem abwechslungsreichen Bildungsprogramm mit frei wählbaren, interessanten Themen teilzunehmen. Über den gesamten Zeitraum besteht eine persönliche Begleitung durch ein Team von zwei Sozialpädagoginnen.

O-Töne über Erfahrungen mit dem FdaG

Mit dem FdaG zum Traumberuf

Kathi, 32 J., zwei Kinder 5 und 10 Jahre alt

„Eigentlich wollte ich schon immer in einen sozialen Beruf gehen. So fing ich ein Studium der Sozialpädagogik an. Das erfüllte mich nicht wirklich. Mich ließ der Wunsch nicht los, etwas mit Kindern zu machen und so entschied ich mich gegen das Studium und für eine Umschulung zur Erzieherin. Leider klappte es nicht so, wie ich mir das vorstellte. Meine bisherige Studienzeit wurde nicht anerkannt und die Umschulung beim Jobcenter wurde abgelehnt. Durch einen glücklichen Zufall bei einem Messebesuch und durch meine Sachbearbeiterin beim Jobcenter wurde ich dann auf den Freiwilligendienst aller Generationen (FdaG) aufmerksam. Ich nahm Kontakt zu Frau Fliegel auf. Alles ging recht schnell und so konnte ich innerhalb weniger Wochen in einer Kinderkrippe in meiner Nähe den Freiwilligendienst starten. Ich nutzte die Zeit, um Praxiserfahrungen zu sammeln und meinen Berufswunsch zu prüfen. Ich war fast ein Jahr täglich von 9 bis 13 Uhr vor Ort - erst in einer kleinen und später in einer viel größeren Einrichtung. Von Anfang an fühlte ich mich im Erzieherinnen-Team als vollwertige Kraft integriert und wertgeschätzt.

Was es mir gebracht hat? Durch den Freiwilligendienst habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Kindern trotz des Stresses Spaß macht. Und ich habe gelernt, wie man in Stresssituationen trotzdem geduldig und verständnisvoll reagieren kann. Dabei haben mir v.a. auch die anderen Erzieherinnen als Vorbilder geholfen. Das hat mich auf meinem Weg bestärkt. Im August habe ich nun die Ausbildung zur Erzieherin begonnen. Die dafür erforderlichen Arbeitsstunden konnte ich dann Dank meines FdaGs lückenlos nachweisen. Ich kann den FdAG sehr weiterempfehlen. Die Ansprechpartnerinnen haben sich „wie Muttis“ um mich gekümmert und die Weiterbildungstage waren einfach sehr lehrreich.“

Juliane, 36 J., zwei Kinder 8 und 10 Jahre alt

„Ich war als freie Redakteurin tätig und wollte mich schon länger beruflich neu orientieren. Zu dem Zeitpunkt war im Kindergarten meiner Tochter eine FdaG-Stelle ausgeschrieben. Die Kindergartenleiterin, die mich schon viele Jahre kannte, sprach mich an, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich sagte zu und dann ging alles recht schnell. Wir trafen eine Vereinbarung über 20 Wochenstunden für ein Jahr. Ich war von Anfang an Teil des Teams, wurde auch den Kindern so vorgestellt und von ihnen so akzeptiert. Ich arbeitete praktisch wie eine pädagogische Ergänzungskraft. Mit der Betreuung meiner eigenen Kinder war der FdaG richtig gut vereinbar. Gab es Probleme, konnte ich das gut mit der Einsatzstelle klären. z.B. brauchte ich nicht extra einen Krankenschein, wenn meine Kinder krank waren.

Was es mir gebracht hat? Für mich war es ein Jahr voller Erkenntnisse und toller Teamerfahrungen. Ich habe wahnsinnig viel gelernt, z.B., dass mir die Arbeit mit Kindern liegt und es wichtig ist, auf seinen Bauch zu hören. Bestärkt durch diese Erfahrung mache ich jetzt die einjährige Ausbildung zum Sozialassistenten und anschließend eine berufsbegleitende Erzieherausbildung.“

Kontakt

Mechthild Fliegel

Referentin Freiwilligendienst aller Generationen (FdaG)

Paritätische Freiwilligendienste Sachsen gGmbH

Tel.: 0351/ 82871-371

E-Mail: fdag@parisax-freiwilligendienste.de;

Internet: www.parisax-freiwilligendienste.de; www.freiwillig-jetzt.de

Kategorien: Kaleidoskop

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