Mother Wars und Fake News in der Krabbelgruppe

Foto: ©irina_levitskaya - stock.adobe.com

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„Und, wie viele Zähne habt ihr schon?“ Ich überlege gerade noch, wie viele es wohl sein müssen, wenn ich meine Weisheitszähne abziehe, da fällt mir auf, ich bin gar nicht gemeint. Die Mutter, die vor mir am Wohnzimmertisch kniet, spricht mit meiner Freundin, genauer gesagt ihrem neun Monate alten Baby. Der Schlagabtausch beginnt: „Wir haben schon zwei.“ Zooonk, das war die falsche Antwort! In den Augen der anderen Mutter blitzt so etwas wie Überlegenheit auf: „Oh, erst zwei? Jona hat schon vier!“ Es steht 1:0. Check, gewonnen, Glitter und Konfetti für die Mutter im beigen Pullover und ihren elf Monate alten Sohn und seine fabulösen, wundervollen, eigentlich ziemlich winzigen vier Milchzähne. Wen kümmern schon zwei Eintrittskarten fürs nächste Coldplay-Konzert, die drei Musketiere oder die sieben Weltwunder, wenn dein Kind vier Milchzähne hat? Die Frauen kennen sich gerade einmal ein paar Minuten und
schon geht er los: der Mother War. Ein Wettstreit und Vergleich unter Mamas, wer das klügste, schönste, schlauste, talentierteste Kind hat, den teuersten Kinderwagen fährt, der dann aber bitte nicht dreckig werden darf – oder eben die meisten Zähne vorweisen kann. Wobei: Entschuldigung, dass ich das so offen anspreche, aber vier Zähne werden auf Dauer nicht reichen. Ansonsten sollte sich die Mutter in Beige, deren Namen ich zwar immer noch nicht kenne, dafür aber weiß, dass ihr Kind schon vier Zähne hat, nach einem guten Zahnarzt umsehen. Ich beiße in mein Stück Schokoladenkuchen und hoffe, dass es noch ein gemütlicher Nachmittag wird. Aber, was gerade noch die Lightversion des Mother Wars war, scheint sich zu einer Vollversion hochzuschaukeln.

Die Mutter mit dem Kind, die um zwei Zahnlängen zurückliegt, läutet soeben die zweite Runde ein. „Schläft deiner schon durch?“ Ich verschlucke mich fast an einem Schokokrümel. Das leidige Schlafthema. Meiner Meinung nach wird bei keinem Thema so viel gelogen wie hierbei. Fake News dazu in der Krabbelgruppe und Mütter, die zum GZSZ-Fiesling Jo Gerner des Babytreffs werden, gibt es wirklich. Mit ihren breiverschmierten Pullovern und dem Feuchttuch in der Hand streuen sie Gerüchte, die katastrophale Ausmaße haben können: Ich sehe mich immer noch auf allen Vieren aus dem Kinderzimmer meines Babys kriechen, in der Hoffnung, dass auch wir einmal neun Stunden am Stück schlafen können und ich am nächsten Dienstag behaupten kann, dass wir durchschlafen. Ich wollte eben auch mal angeben können! Beim leichtesten Knarren der Holzdiele unter mir verharrte ich, eingefroren wie ein Mammut im ewigen Eis, hielt die Luft an und betete, dass nicht alle Arbeit – das ganze Singen, mit Kümmelöl einreiben, mit dem Schnuffeltuch wedeln und das Verpassen von Grey's Anatomy – umsonst waren. Doch es war nie genug. Neun Stunden schlafen und das Kind morgens um halb zehn wecken müssen, haben bei uns bisher nicht geklappt. Ich hoffe inständig auf die
Pubertät! Bei der Fake-News-Mum war es übrigens auch gelogen. Irgendwann stellte sich heraus, dass ihre Definition von Durchschlafen vier Stunden berücksichtigte. Ok, dann schlafen wir schon lange durch! Liebe Mamas, glaubt nicht alles, was euch erzählt wird! Die Wahrheit liegt meist irgendwo dazwischen. Wäre es nicht besser, sich zu unterstützen, statt mit geflunkerten und geschönten Tatsachen für noch mehr Stress zu sorgen? Wobei ich sagen muss (und mir könnt ihr definitiv glauben), abgesehen vom Durchschlafen, klappen bei uns alle anderen Sachen wirklich immer perfekt. Den Fernseher ausschalten und ins Bett gehen, Haare waschen, Vollkornnudeln essen und das Zimmer aufräumen, funktionieren superdouper-megaspitzenmäßig… Vorsicht, Fake-News!

Paula Carlsson · 01.11.2018


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