Kaleidoskop

Halloween

Maria Grahl (mg) · 01.11.2023

Mit Halloween ist es wie mit Lakritze: Entweder steht man drauf – oder nicht. Als „neumodischer, rein kommerzieller Quatsch aus Übersee“ wird Halloween gern bezeichnet. Dicht gefolgt von der verbissenen Erklärung: „Früher haben wir das auch nicht gefeiert.“ Kind+Kegel ist den Ursprüngen des finsteren Brauchtums nachgegangen und erklärt, was es mit den Kürbissen auf sich hat.

Zunächst einmal, da muss man den Kritikern recht geben: Die Art und Weise, wie Halloween in Deutschland praktiziert wird, ist kommerziell. Bei einem Umsatz von fast 29 Millionen Euro im Jahr 2015/16 der Verkleidungsindustrie allein in Deutschland und geschätzten 10 Millionen Euro für spezielle Ekel- und Gruselsüßigkeiten, hilft da kein Beschönigen. Aber, und an dieser Stelle hört das Beschwichtigen dann auch schon wieder auf: Neumodisch ist es keinesfalls. Und nach langläufiger Meinung vieler, kommt der Brauch auch gar nicht aus den USA.

Die Geschichte Halloweens

Halloween hat einen irischen Ursprung und geht auf eines der vier großen keltischen Feste zurück: Samhain. An Samhain, dem Vorabend des 1. Novembers, feierten die Kelten das Ende des Sommers. Sie glaubten, dass an diesem Abend die Tore zur Unterwelt offenstehen und die Geister der Verstorbenen umherwandeln. Damit aber nicht genug: Die Kelten befürchteten, dass die Geister Besitz von den Lebenden ergreifen könnten, um ein Leben nach dem Tod zu erreichen. Aus diesem Grund verkleideten sie sich selbst wie Geister und Monster und machten möglichst viel Krach, um von den echten Geistern nicht erkannt zu werden. Weniger ängstliche Zeitgenossen hießen die Verstorbenen hingegen mit Lichtern und Süßigkeiten willkommen. Wann genau dieser Brauch seinen Anfang hatte, ist nicht mehr nachvollziehbar. Schätzungsweise sind es 5000 Jahre. In die USA kam der Brauch, als in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wegen der großen Hungersnot Millionen Iren in „die neue Welt“ auswanderten.

So kam der Brauch nach Deutschland

Schuld ist wieder einmal ein Krieg. In diesem Fall der zweite Golfkrieg 1991. Aus Pietätsgründen waren in Deutschland viele Karnevalsumzüge ausgefallen, was wiederum zur Folge hatte, dass die Läden auf ihren Kostümen sitzgeblieben waren. Große finanzielle Einbußen waren das schmerzliche Resultat. Als Ersatz machten die Firmen durch geschickte Medienarbeit Halloween populär. Seither springen immer weitere Branchen, wie die Süßigkeitenindustrie, auf den Gruselzug auf.

Und der Kürbis?

Ausgerechnet am Vorabend des Samhain, so sagt es eine irische Legende, war der Teufel auf der Erde unterwegs, um nach Seelen zu suchen. Er stieß auf den Trunkenbold Jack O’Lantern, der sich allerdings weigerte, mit dem Teufel mitzugehen, Er schlug stattdessen vor, dass der Teufel seine Seele erst haben könne, wenn dieser ihm einen letzten Drink spendierte. Der Teufel willigte ein. Da er selbst kein Geld dabei hatte, verwandelte er sich in eine Münze, die der listreiche O’Lantern zusammen mit einem Kreuz in seinem Portemonnaie aufbewahrte. Der Teufel war damit gefangen. O’Lantern nahm ihm das Versprechen ab, ihn für zehn Jahre nicht mehr heimzusuchen. Im Gegenzug würde er ihn frei lassen. Dem Teufel blieb nichts anderes übrig, als sich auf den Deal einzulassen. Als zehn Jahre vergangen waren, kam der Teufel zu O’Lantern zurück, der ihn wiederum mit einer List in einem Apfelbaum bannte. Nur durch einen erneuten Deal, kam der Teufel zum zweiten Mal frei.

Als O’Lantern letztlich starb, wurde er im Himmel nicht aufgenommen, da er zu Lebzeiten Geschäfte mit dem Teufel gemacht hatte. Aber auch der Teufel wollte ihn in der Hölle nicht, weil er ihn zweimal übers Ohr gehauen hatte. Stattdessen war O’Lantern auf ewig dazu verdammt, im Dunkeln über die Erde zu wandeln. Er bekam eine Kerze mit auf den Weg. Damit sein Licht vor dem Wind geschützt war, gab der Teufel ihm eine ausgehölte Rübe mit. Soweit die Legende. Aus der Rübe wurde in den USA später der Kürbis, da es von denen mehr gab und sie sich besser gestalten ließen.

Halloween ist also keinesfalls eine neumodische Erfindung, sondern ein alter Brauch mit tiefverwurzelter Geschichte. Natürlich ist auch der Reformationstag wichtig, dem wir an jedem 31. Oktober mit einem Feiertag gedenken. Doch das eine schließt das andere nicht aus. Luthers Wirken vor 500 Jahren ist nicht weniger wichtig, weil wir am selben Tag ausgeschnitzte Kürbisse vor die Tür stellen und uns Grimassen ins Gesicht malen. Man kann morgens zum Gottesdienst in die Kirche gehen und abends trotzdem um die Häuser ziehen. Warum geben wir uns also nicht einfach einen Ruck und feiern das Fest, wie es fällt?

Kategorien: Kaleidoskop

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