Elternabendbashing
Na, auch schon mal beim Elternabend gewesen? Ich habe schon einige hinter mich und mir graut vor dem Start des neuen Schuljahres. Meine Erfahrungen möchte ich hier gern mit Ihnen teilen. Spoiler: Es war schlimm. Aber von vorn.
Mein Kind besucht die Grundschule, in der der erste Elternabend stattfand. Es wurden Termine bekannt gegeben, die bevorstehende Benotung erklärt und darauf hingewiesen, dass das Kind nach dem Schwimmunterricht bitte eine Mütze tragen soll. Soweit, so unspektakulär. Nach einer Stunde waren wir durch und von einigen „Ich hab‘ mal noch ´ne Frage“ (Eltern) und „Das haben wir ja vorhin schon erklärt“ (Lehrer) abgesehen, ging das Ganze recht emotionslos über die Bühne.
Ganz anders verhielt es sich beim Hort-Elternabend einen Tag später. Auch hier gab es zunächst Fakten, Zahlen, Uhrzeiten und anderes Wissenswertes rund um das Thema Hort. Und auch hier fragten einige Eltern lieber noch ein-, besser viermal nach, bevor sie etwas falsch verstehen würden. Schließlich möchte man das vorgegebene Zeitfenster von zwei Stunden ja auch bis zur letzten Minute auskosten. Als ich gedanklich schon mit der Fragerunde abgeschlossen hatte und mir überlegte, ob ich zu meiner Serie heute Abend lieber Chips oder Gummibärchen essen sollte, wurde es doch noch einmal richtig spannend – und ich ein wenig traurig, eben besagte Süßigkeiten nicht bei mir zu haben.
Eine Mama warf das Stichwort „Hausaufgabenbetreuung“ in den Raum. Und obwohl die Hortleitung antwortete „Wird es geben.“, begann nun eine Diskussion unter den Eltern. Besser gesagt: Unter den Müttern. Man konnte dabei zusehen, wie das Gesprächsniveau plötzlich den Raum verließ und die Treppe nach unten in Richtung Disco-Keller des Hauses nahm. Dafür hätte man genug Energie gehabt, um mittels der Spannung zwischen den Müttern ein Jahr lang Hort- und Schulhaus mit Strom zu versorgen.
Nun möchten Sie bestimmt wissen, warum die Diskussion plötzlich so eskalierte und was denn gesagte wurde. Um es ganz einfach runter zu brechen: Es scheint unter uns Mütter zu geben, die perfekt sind. Und dann gibt es noch Mütter, die sind Menschen. Mit Fehlern einerseits, aber auch mit einem Alltag, der, und das war der Hauptgrund der Eskalation, nicht zu 100 Prozent auf das Kind abgestimmt ist.
„Dein Kind ist nachmittags müde? Dann lege es doch abends einfach 15 Minuten eher ins Bett.“ Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie ich mein Kind ins Bett lege, auf die Stirn küsse und dann den „Aus“-Knopf drücke, der es sanft in den Ruhezustand fahren lässt.
„Du möchtest mit deinem Kind keine Hausaufgaben machen? Dabei ist das doch nun wirklich der Inbegriff von Quality-Time am späten Nachmittag, von der ihr beide für eure Beziehung profitieren könnt. Schließlich wächst man in einem Streit, wenn beide genervt sind, auch über sich hinaus und am Ende umso fester zusammen.“
Last but not least der Klassiker aller je gesagten fiesen Helikoptereltern-Sprüche: „Dann brauche ich auch kein Kind, wenn ich mich nicht darum kümmern möchte.“ Wohlgemerkt, wir sind noch bei den Hausaufgaben. Die Mutter, die das allen Ernstes sagte, bezog sich nicht auf gemeinsame Spiel- oder Vorlesezeit, Ausflüge in den Zoo, Fahrten von A nach B zum Fußballtraining oder in die Musikschule. Es ging nur um Hausaufgaben und der Eignung als Mutter, wenn man diese mit seinem Kind nicht machen möchte.
Und jetzt frage ich mich: Kann das denn wahr sein? Wie kommt diese fremde Frau dazu, eine andere Mutter, die sie gar nicht kennt, auf so eine üble Art und Weise zu verurteilen und ihr ihre Qualitäten als Mutter abzusprechen? Und noch schlimmer: Sie verurteilt nicht nur diese eine Mutter, die angibt, dass Hausaufgaben schlecht in ihren Alltag zwischen 17.00 Uhr (Ankunft zu Hause) und 19.00 Uhr (Kind geht ins Bett; besser natürlich schon 18.45 Uhr) passen. Sie steckt alle anderen, die es ähnlich sehen, gleich mit in diese Schublade und stilisiert sich gleichzeitig zur Idealfigur, der es nach eigenen Angaben gelingt, diesen Spagat ganz wunderbar zu meistern.
Man sagt, kein Mensch kann gleich talentiert in allen Bereichen des Lebens sein. Wahrscheinlich trifft das auf diese Mutter zu. Denn so toll sie ihr Leben und das ihrer Kinder im Griff zu haben vorgibt, scheint es ihr entgegengesetzt proportional an Empathie und Benehmen zu fehlen.
Maria Grahl · 26.08.2021
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