Kaleidoskop

Der Traum vom Haus

Maria Grahl (mg) · 28.02.2019

Gemütlich sitzen Georg und Susann auf dem Sofa ihrer kleinen Wohnung. Baby Carlotta kuschelt sich an Mama Susann und hält ihr Vormittagsschläfchen. Die große Schwester Josefin ist schon in der Kita. Die Wohnung ist liebevoll eingerichtet: Bilder an den Wänden und in den Regalen, hier und da Blumen und Pflanzen, Erinnerungsstücke aus den letzten Urlauben – man sieht, wie sich die Familie hier ein schönes Nest eingerichtet hat. Aber bald werden Schulzes all diese Habseligkeiten in große Kisten packen und ins Nachbardorf ziehen. In ihr eigenes Haus.

Immer mehr Familien wagen den Schritt zum Eigenheim. Die niedrigen Zinsen der Banken machen das Projekt der eigenen Immobilie attraktiv. "Inklusive aller Nebenkosten, zahlen wir für unsere 80 m² große Dreiraumwohnung etwas über 600 Euro", sagt Georg Schulze. „Gemessen daran, was Grundstücke und Häuser hier in der Gegend kosten, ist das nicht gerade wenig.“ ‚Hier in der Gegend’, damit meint er Neusalza-Spremberg in der Oberlausitz. Wie etliche andere Mieter stellte sich Georg bald die Frage: "Komme ich nicht besser, ein Haus zu kaufen und Raten abzuzahlen, als Monat für Monat zu mieten?" Ein Umzug wäre nun, da die Familie zu viert ist, ohnehin notwendig. "Es war schon immer unser Traum, irgendwann ein eigenes Grundstück zu besitzen", sagt Susann. "Allerdings war bisher nicht das Richtige dabei." Georg muss lachen. "Susi ist ein absoluter Karma-Mensch", sagt er. „Wenn der Funke nicht sofort überspringt, ist die Sache eigentlich schon entschieden." "Manche Häuser waren aber auch wirklich komisch", verteidigt Susann sich. "Wer will schon eine Deckenhöhe von zwei Metern oder verschachtelte Grundrisse?“ Selbst zu bauen, wäre für die beiden natürlich auch eine Option gewesen. Aber auch da war nie das passende Grundstück dabei – jedenfalls nicht in der Region, in der sie gern bleiben möchten.

Eigene Recherche ist unabdingbar

Nach fünf Jahren der Suche, kam dann unerwartet ein Geheimtipp einer Freundin. "Wir erfuhren, dass im Nachbarort ein Haus verkauft werden soll", erinnert sich Georg. "Und als wir uns das erste Mal mit den Nochbesitzern am Haus trafen, war das Liebe auf den ersten Blick." Für das Eigenheim verlassen Schulzes Neusalza-Spremberg und ziehen ins zwei Kilometer entfernte Friedersdorf - „ins Grüne“, wie Georg gern sagt. Denn im Gegensatz zum jetzigen Wohnort, hat Friedersdorf mehr Dorf- als Kleinstadtcharakter. Ein Leben in einer größeren Stadt wie Dresden, hat die Familie nie wirklich in Erwägung gezogen. „In Dresden ist Wohnraum unglaublich teuer. Und die Vorteile einer Stadt überwiegen für uns nicht wirklich“,
sagt Georg. „In 20 Minuten haben wir mit dem Auto alles erreicht, was für uns notwendig ist: Kita, Schule, Arbeit, Einkaufsmöglichkeiten, die Musikschule und den Sportverein. In der Stadt hat man ja auch Wege und sitzt mitunter lange im Auto oder der Bahn.“ Susann ergänzt: "Außerdem finde ich die Lebensqualität für die Kinder auf dem Land deutlich besser."

Wie den Schulzes geht es vielen Familien. Wer ein Haus oder Grundstück kauft, tut dies vorzugsweise auf dem Land. Die Stadt ist schlichtweg zu teuer. Zahlte man in Dresden 2011 noch 1.530 Euro pro Quadratmeter beim Hauskauf, waren es 2017 bereits 2.450 Euro. Zum Vergleich: Auf dem Land kosten Immobilien durchschnittlich 1.090 Euro pro Quadratmeter. Für einen niedrig bis mittleren sechsstelligen Betrag, werden Schulzes ihre Wohnfläche nun verdoppeln. Hinzu kommt ein sehr großes Grundstück mit Badeteich. Der Kaufpreis ist quasi ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass man in Dresden für das gleiche Geld bestenfalls eine Zweiraumwohnung kaufen könnte. Schulzes verbessern sich finanziell durch den Hauskauf sogar. "Durch die aktuelle Zinslage, sinkt unsere monatliche Belastung nach dem Umzug", so der Familienvater. "Wir haben einen Bausparvertrag abgeschlossen und werden das Baukindergeld beantragen. Die derzeit marktüblichen niedrigen Zinsen des Kredits der Bank, können die Familie über den Bausparer tilgen. "Allerdings", wirft Georg ein "dass es für uns nun so gut läuft, ist uns auch nicht einfach so zugefallen." Der studierte Betriebswirtschaftler hat sich im Vorfeld über alle möglichen Optionen informiert und sämtliche Konstellationen durchgerechnet. "Die eigene Recherche im Internet ist schon sehr wichtig, wenn man beim Immobilienkauf gut dastehen will“, sagt er. "Es reicht nicht, einfach nur zur Bank zu gehen und zu hoffen, dass dort das beste Angebot herauskommt. Besser ist es immer, wenn man sich schon vorher ein solides Wissen aneignet, wie der Hase läuft und welche Möglichkeiten es gibt.“ Eine bestimmte Internetseite kann Georg nicht empfehlen. "Ich habe einfach überall, in privaten Foren und auf Portalen, nachgelesen und für mich relevante Infos herausgezogen. Und ", das ist Georg ganz wichtig "ich habe immer alles hinterfragt, was ich gelesen habe. Sonst kommt man leicht an einen Punkt, an dem man nur noch liest, was man hören will. Alle Informationen, die man sammelt, sollte man noch einmal hinterfragen und versuchen zu verifizieren. Erst, als ich wusste, was ich will, bin ich zu unserer Bank gegangen." Susann gibt zu: „Ohne meinen Mann wäre ich, was das angeht, aufgeschmissen. Man muss schon einen Faible für diese Themen haben, um sich da durch zu kämpfen.“ Ein generelles Misstrauen gegenüber Banken hat Georg aber nicht. "Sie verkaufen eben die Produkte, die sie haben. Möchte man aber aus verschiedenen Angeboten verschiedener Banken kombinieren, kommt man um eine Selbstrecherche nicht herum."

Einen kühlen Kopf bewahren

Die Familie macht sich wegen der bevorstehenden Veränderung nicht verrückt. Warum auch, schließlich haben sie die Entscheidung nicht überstürzt und die Finanzen gut im Griff. In 15 Jahren wollen sie mit der Abzahlung fertig sein. Dennoch haben auch sie für den unwahrscheinlichen Ernstfall vorgesorgt: "Eine Berufsunfähigkeitsversicherung hatten wir schon vorher", sagt Susann. Georg ergänzt: "Jetzt haben wir zusätzlich eine Risikolebensversicherung abgeschlossen. Niemand denkt gern über den Tod nach. Aber bei so einer großen Investition, sollte man diesen Gedanken auch nicht zu weit beiseite schieben.“ Die Hausratsund Haftpflichtversicherung müssen nach dem Einzug ins eigene Heim angepasst werden, die schon bestehende Gebäudeschutzversicherung der Vorbesitzer bleibt erst einmal bestehen. "Mehr haben wir auch nicht", so Georg. "Man muss bei Versicherungen gut überlegen, welche wirklich sinnvoll sind. Sonst ist man schnell überversichert und arm", fügt er
augenzwinkernd hinzu.

Für Häuslebauer hat Georg daher einen ganz entscheidenden Tipp: "Informiert euch erst selbst, vertraut dann aber auch auf die Experten der Banken. Sonst wird man kirre." Und Susann rät: „Außerdem lohnt es sich zu warten, bis die richtige Immobilie dabei ist. Wir haben über fünf Jahre nach dem perfekten Haus gesucht und es schließlich gefunden. Keiner wird am Ende glücklich, wenn er etwas kauft, das eigentlich nur ein Kompromiss ist."

Unser Tipp: Am 28. September 2019 findet im "Kühlhaus" in Görlitz eine Veranstaltung für all jene statt, die sich für einen Umzug auf's Land interessieren. Bei "Landebahn für Landlustige" geben ehemalige Städter Tipps und beantworten Fragen rund um das Thema "Wohnen auf dem Land". Veranstalter ist die "Raumpionierstation Oberlausitz".

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