Unterwegs mit Kind
Kurzurlaub im Museumsdorf Glashütte
Maria Grahl · 09.03.2021
Bilder: Madlen Krippendorf
Morgens halb acht ist Glashütte noch menschenleer. Als wir am Vorabend ankamen, war es schon dunkel, so dass wir in Ruhe unsere Ferienwohnung „Am Roten Schloss“ beziehen konnten. Aber jetzt sind alle wach und ich nutze den morgendlichen Spaziergang mit meinen beiden Hunden für einen ersten kleinen Rundgang durch das Dorf. Es ist absolut still hier. Nur die Vögel sind zaghaft zu hören. Diese Ruhe ist für einen Stadtmenschen beeindruckend.
Bio-Frühstück zum Start in den Tag
Unser Vermieter, Wilken Straatmann, empfiehlt uns zum Frühstück den „WeinSalon“. Dort bekommen wir frische Brötchen an den Tisch und selbstgemachten Kaffee und Kakao vom Chef persönlich. Wurst, Käse und sämtliche Aufstriche stammen von Händlern aus der Region. Die Kinder hauen rein, als hätten sie seit Wochen nichts zu essen bekommen. Aber im Urlaub schmeckt es ja bekanntlich ohnehin meistens besser. Frisch gestärkt wollen wir nun unsere Umgebung erkunden. Das Museumsdorf wirkt auf den ersten Blick sehr überschaubar. Die nur etwa 500 Meter lange Straße ist gesäumt von einigen wenigen alten Fachwerkhäusern. Früher lebten hier die Arbeiter der Glashütte mit ihren Familien. Heute sind es nach wie vor Wohnhäuser, aber auch kleine Läden und Manufakturen.
Die Geschichte soll weiterleben
Das Besondere an diesem Dorf: „Alle Menschen, die hier wohnen, arbeiten auch hier“, erklärt uns Straatmann. „Wer in Glashütte leben möchte, muss sich auch hier einbringen. So sieht es der Verein Glashütte e.V.‘ vor, der für den Erhalt des 300 Jahre alten Ortes und des technischen Denkmals gegründet wurde.“ Das Konzept geht auf. Die Menschen, die es in den alten Glasmacherort verschlagen hat, haben sich bewusst für ein Leben und Arbeiten hier entschieden. So führen sie nun einen alten Konsum, einen Gasthof, ein Café, das Museum oder, wie Straatmann, eine Ferienwohnung – und wohnen entweder in selbigem Gebäude oder nebenan. Nur einige der (Ehe)partner arbeiten außerhalb des Museumsdorfes. Die Überzeugung der Einwohner, die alte Kunst- und Handwerkstradition weiterleben zu lassen, spürt man in deren Herzlichkeit und Freundlichkeit, die sie den Besuchern der Glashütte entgegenbringen. „Wenn doch alle Verkäufer so nett wären, wie der Mann im Alten Konsum“, bringt es die Tochter auf den Punkt. Wir dürfen vor dem Kauf von den Produkten kosten. Der Verkäufer erklärt genau, wo das Fleisch und die Wurst herkommen. Das Brot backt er selbst, und auch die Milchprodukte stammen von glücklichen Rindern aus dem Nachbarort. Auch der Leiter des Glashütter Museums, indem wir noch mehr über die Geschichte der 1715 gegründeten Glashütte erfahren, empfängt uns herzlich. Fasziniert schauen die Kinder in den alten Brennofen der ehemaligen Glasfabrik und bestaunen den großen, erstarrten Glasklumpen, der noch darin liegt. Später haben wir in der Schauwerkstatt des Museums sogar die Möglichkeit, dem Glasmacher Christoph Hübner dabei zuzuschauen, wie er eine Vase herstellt. Während er das glühende, weiche Glas bearbeitet, erzählt er nebenbei von seiner spannenden Arbeit und den vielen Facetten der Glasbläserei.
Zwei Tage vollbepackt mit Eindrücken
Am nächsten Tag machen wir mit den Kindern erst einmal eine Spielplatzrunde. Davon gibt es in Glashütte gleich vier Stück, was die Kinderfreundlichkeit der Einwohner wieder einmal mehr zum Ausdruck bringt. Wir lassen uns an diesem Vormittag viel Zeit und genießen die Ruhe dieses entschleunigten Ortes. Bevor wir die Heimreise antreten, möchten wir unbedingt noch eine haptische Erinnerung schaffen. Was eignet sich dafür besser als etwas Selbstgemachtes aus Glas? In der „Galerie Packschuppen“ fertigen wir uns unter der Anleitung der Inhaberin Gabriele Klose alle ein Armband aus Glasperlen an. Der Sohn ist traurig, dass unser Kurzurlaub schon vorbei ist. Wie gut, dass das Museumsdorf schnell zu erreichen ist. Wir versprechen ihm, auf jeden Fall wiederzukommen. Denn auch ein Tagesausflug in den charmanten Ort mit den herzlichen Einwohnern bietet sich bei der kurzen Distanz an.
Kind+Kegel TIPPS:
HIER SOLLTE MAN UNBEDINGT ESSEN:
Im Gasthof gibt es gute Hausmannskost mit regionalen Produkten.
Vor dem Café steht auf einem Schild: „Schokolade ist Gottes Entschuldigung für Brokkoli“. Der Spruch ist Programm. In der „Albertine“ gibt es ausschließlich leckere Kuchen und heiße Schokoladen. Ginge es nach den Kindern, würden sie hier direkt einziehen.
Auch hier gibt es selbstgebackenen Kuchen und BioFair Kaffee. Nach Vereinbarung bietet die Inhaberin auch Töpferkurse an.
HIER SOLLTE MAN UNBEDINGT REINSCHAUEN:
Hüttenwerk 4, Ros(t)ige Zeiten, GLASAG, Seifee
Alle Läden im Museumsdorf sind einen Besuch wert. Es gibt im gesamten Ort keine Waren „von der Stange“. Das meiste ist selbstgemacht, alle Produkte handverlesen. Man spürt diE Liebe und Sorgfalt in jedem einzelnen Geschäft.
Hüttenweg, 15837 Baruth/Mark GT Glashütte
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