Durch die Heide auf Schloss Klippenstein in Radeberg

Die ewige Frage: „Wohin am Wochenende?“

Die Luft in der Stadt steht. Summer in the City, und alle haben einen (Hitze-)Knall. Die Antwort auf die ewige Frage „Wohin am Wochenende?“ fällt heute eindeutig aus: „Egal wohin, nur raus aufs Land!“

Unsere Wahl fällt aufs Schloss Klippenstein Radeberg, dessen Flyer uns schon öfter untergekommen waren – zunächst weniger des Zieles, sondern des Weges wegen. Dieser führt von uns, von Dresden-Neustadt kommend, schon nach wenigen Metern fast durchgängig durch die schattige Heide. Sofort kühlt es sich auf ein erträgliches Maß ab. Das flirrende Grün, Fingerhutkolonien, die Ruhe und die bis auf ganz wenige Ausnahmen gut befahrbaren Waldwege sorgen für eine Fahrt, die wie im Flug vergeht.

Radeberg – Industrialisierung und Mittelalter

Nach vielleicht einer Stunde kommen wir in Radeberg an. Die heutige Stadt ist recht weitläufig, was sich unter anderem der Industriellen Revolution verdankt – diese wird uns heute erneut begegnen, aber dazu später mehr. Im Zentrum angekommen, dient der historische Marktplatz als Orientierungspunkt. Wo andernorts Schlösser eine Ortschaft überragen, führt in Radeberg der Weg zum Schloss bergab, und als es nach wenigen Metern am Boden einer Senke auftaucht, ist man etwas überrascht von seiner Lage, die ein wenig wirkt, als sei den Radbergern zu spät eingefallen, dass ihnen ja noch ein Schloss fehlt, so dass es nun am Rand des historischen Stadtkerns zu stehen scheint. Dem Schloss selbst tut dies keinen Abbruch: es behauptet sich hier schon seit vielen Jahrhunderten, nicht zuletzt aufgrund des imposanten Wassergrabens.

In einer nüchternen Fassade aus weißen Mauern und Ochsenaugen im roten Dach öffnet sich das Tor zum Burginnern, und kaum hat man es durchschritten, wird klar, woher das Schloss seinen Namen hat: linker Hand sind die Mauern auf mächtige Felsbrocken gesetzt, die Menschenhand nicht abzutragen vermochte und die man sich daher als Befestigung zunutze machte.

Über eine moderne Treppe gelangen wir ins Schlossinnere, wo das Museum untergebracht ist.

Pädagogik im Zeichen der Kinder

Foto: km.

Schönes Detail gleich zu Anfang: noch vor dem Nebenraum mit der Kasse steht ein Tischchen mit Ausmalvorlagen, Stiften und einem Steckspiel, das die Fantasie unserer Drei- und unseres Sechsjährigen gleichermaßen beflügelt. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, hätten wir sie dort parken und eine Stunde später wieder abholen können. Dann aber hätten sie das Schloss mit seiner museumspädagogisch liebevoll gestalteten Ausstellung verpasst, und das wäre wirklich schade gewesen!

Die Dauerausstellung erläutert 800 Jahre Stadt- und Schlossgeschichte in anschaulichen Installationen, wie z. B. der mittelalterlichen „Schwarzküche“. Daneben gibt es die Industriegeschichte und wechselnde Sonderaussstellungen.

Für Kinder unternehmen mehrere liebevoll illustrierte Broschüren eine 250-jährige Zeitreise mit der historischen Figur des Dichters August Friedrich Ernst Langbein. Dieser wurde 1757 auf dem Schloss geboren und verlebte dort seine Kindheit. Das neu erworbene Wissen wird mit Rätseln interaktiv gefestigt.

Geheimniskrämerei als Ausstellungsprinzip

Foto: km.

Die Ausstellung selbst lockt durchgängig mit kleinen Geheimnissen, die es zu entdecken und erkunden gilt: in den Boden eingelassene Vitrinen, Schubladen zum Aufziehen, Guckkästen zum Aufklappen …

Foto: A. Hasselbach.

Selbiges gilt für den Teil, der sich der enorm reichhaltigen Industriegeschichte Radebergs widmet. Zu diesem Zweck wurden allerlei Gebrauchsgegenstände zusammengetragen, von, natürlich, Bierflaschen und -etiketten der bekannten Brauerei über Lampen, Fernseher, Autos und Zahnprothesen. Typische Elternkommentare in diesem Teil der Ausstellung dürften lauten: „Guck mal, wie winzig damals die Fernseher/wie riesig damals die Rechner waren“.

Stärkung und Ausklang

Etwaige Schwächen in der familiären Kondition lassen sich mittels eines Kaffees oder einer Limonade, die es an der Kasse gibt, überbrücken. Der kurios zugeschnittene Schlosshof bietet Sitzgelegenheiten zum Verweilen. Ab Herbst öffnet auch wieder der renovierte Eulenturm.

Unsere kleinen Kinder (drei und sechs) waren nach einer guten Stunde randvoll mit Eindrücken. Zum Ausklang ging es zum schönen, wenige Fahrradminuten vom Schloss entfernten Spielplatz. Für einen Sonntag mit Kindern ein rundes Programm.