Stressfrei und sicher zur Schule.
In den 90ern ließ ich Oma ausschlafen, denn meine Schulkameraden waren durchaus adäquate Weggefährten. Da ließ sich noch so manche verpasste Hausaufgabe nachholen. Außerdem kam man auch in das Alter, in dem es verdammt uncool war, sich von Mutti in die Schule bringen zu lassen. Vielleicht noch mit dem Auto? Was hätte man für Spaß und sowieso jede Menge Vokabelstunden mit den Kumpels verpasst. Peinlicherweise von Papa in die Schule geschippert zu werden, bedeutete in den 90ern für uns nur, was verprasselt oder ausgefressen zu haben. Sicher nicht die einzigen Gründe, warum Staus privater PKWs vor Kitas und Schulen unbekannt waren.
Das hat sich inzwischen geändert. Und zwar so gravierend, dass es dafür schon einen Fachbegriff gibt: Elterntaxi.
Versuchen wir eine Annäherung an die mannigfaltigen Voraussetzungen dieses Phänomens: Die Gesellschaft hat sich motorisiert, die Straßen sind voller geworden, demnach auch gefährlicher. Das Auto als verlängertes Wohnzimmer gilt als sicherer Schutzraum des Nachwuchses vor witterungsbedingten Erkältungseinflüssen und neuerdings auch vor populären Viren. Es schirmt die Jüngsten vor weiteren Verkehrsteilnehmern und sonstigen potentiell gefährlichen Mitmenschen ab. Zudem, so sagt man, sind die Zeiten auch hektischer geworden. Alles rasch rasch rasch. Wobei auch in den 90ern 8 Uhr nicht eine Stunde später anfing und es meine berufstätige Mutter trotzdem geschafft hat, vor Dienstantritt um 7 Uhr meine Schnitten zu schmieren. Natürlich haben Eltern Zeitdruck am Morgen. Radwege fehlen oder sind für Kinder nicht sicher zu befahren.
Trotzdem sollte es kein Grund sein, den Nachwuchs bis vors Tor von Kita und Schule zu fahren. „In den 70er Jahren gingen noch 90 Prozent der Grundschüler zu Fuß zur Schule. Heute sind es deutlich weniger“, stellt auch die Deutsche Verkehrswacht fest und rät dringend davon ab, „Kinder mit dem Auto in die Schule zu fahren!“ Das hat viele Gründe: „Lehrer und Polizei berichten übereinstimmend, dass ein Großteil der Verkehrsprobleme rund um Grundschulen durch ankommende und abfahrende „Elterntaxis“ entsteht. Die Fahrt mit dem Auto ist nicht sicherer, sondern sorgt für zusätzliche Gefahren. Kinder gehen besser zu Fuß. Die Bewegung ist gesund und hält fit. Im Unterricht können sie sich anschließend deutlich besser konzentrieren. Sie machen auf dem Schulweg wichtige Erfahrungen als Verkehrsteilnehmer. Der gemeinsame Weg mit anderen Kindern ist gut für das Sozialverhalten.“ Und nicht zuletzt ist zu Fuß gehen die einfachste und simpelste Art, etwas für die Umwelt zu tun. Auch gemeinsame Bus- oder Straßenbahnfahrten bieten eine super Gelegenheit für gemeinsame entspannte Stadtrundfahrten. Selbst der ADAC mahnt Eltern zum Umdenken: „Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder. Und bringen sie deshalb oft mit dem Auto zur Schule. Mit diesem „Elterntaxi“ schießen sie allerdings oft übers Ziel hinaus: Denn so verzögern Sie durch Überbehüten die Entwicklung ihres Nachwuchses zu selbstständigen Verkehrsteilnehmern.“ Nach Ansicht von ADAC Verkehrsexperte Ronald Winkler ist es wichtig, dass Kinder früh und altersgerecht an den Straßenverkehr herangeführt werden. “Ein Risikobewusstsein und ein Verständnis für den Straßenverkehr entwickeln sie allerdings nicht, wenn sie von den Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht werden.“ Deshalb rät der ADAC, Kinder bereits in der ersten Klasse allein zur Schule gehen zu lassen – selbstverständlich, nachdem man den Schulweg mit den Kleinen bereits vor dem ersten Schultag abgegangen und eingeübt hat. “Hierzu gibt es für viele Schulen Schulwegpläne mit empfohlenen Querungsstellen und Verhaltenstipps“, so Winkler. Dabei ist nicht der kürzeste, sondern der sicherste Schulweg der beste.
Eine gute Möglichkeit ist laut Winkler auch der Walking Bus, bei dem eine Gruppe von Kindern gemeinsam den Schulweg meistert - angeführt von Eltern oder älteren Schülern. Dies fördere nicht nur eine höhere Aufmerksamkeit bei den Kindern im Unterricht, sondern auch die Gesundheit und die Sozialkompetenz.“
Meine Tochter geht in die 1. Klasse und ist jedes Mal unheimlich stolz, wenn sie allein nach Hause gehen darf. Da wir immer zu Fuß gehen, kennt sie den Weg in und auswendig. Mein Zutrauen stärkt ihr Selbstbewusstsein und entlastet mich im Alltag. Mir ist natürlich bewusst, dass ihrer Mitschüler wesentlich weitere Schulwege haben. Aber die Schule ist exzellent an die Öffies angebunden. Vielleicht wäre es Manchem einen Versuch wert? Und wenn es doch mal das Auto sein muss: Schafft euch dort, wo es noch keine gibt, eigene „Hol- und Bringzonen“! Setzt Kinder 300 bis 400 Meter entfernt von der Schule ab! Damit wird die unmittelbare Schulumgebung entlastet, das Kind bekommt ein bisschen Bewegung sowie Erfahrung und Sicherheit obendrauf.
Seid ihr motiviert? Dann macht mit bei der Aktion „Zu Fuß und mit Öffis in Schule & Kita“!
Adina Schütze · 07.07.2023
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